Wie funktioniert das Gesundheitssystem in Deutschland?

Steven Miller
Steven Miller
Wie funktioniert das Gesundheitssystem in Deutschland?

Deutschland - das Land der Regeln und Bürokratie. Das gilt natürlich auch für das deutsche Gesundheitssystem - Für die Komplexität genießt du allerdings auch die Betreuung in einem der besten Gesundheitssysteme der Welt. 

Aber wie ist es genau aufgebaut? Welche Krankenversicherungen gibt es und wie funktioniert die Finanzierung, wer zahlt dafür? Egal, ob du neu in Deutschland bist oder schon dein ganzes Leben hier gelebt hast, aber immer noch verwirrt bist, wie genau es funktioniert, hier findest du die Antworten - einfach erklärt!

Wie ist das Gesundheitssystem in Deutschland aufgebaut?

Kurz zusammengefasst schonmal vorweg: Das deutsche Gesundheitssystem basiert auf dem Solidarprinzip. Das bedeutet: Jeder zahlt entsprechend seines Einkommens, um sicherzustellen, dass alle Zugang zu Gesundheitsleistungen haben. Hierum musst du dich aber persönlich nicht kümmern, der Staat bzw. deine Arbeitsstelle und Krankenkasse bekommen automatisch einen Teil deines Brutto-Lohns, solange du angestellt bist. 

Das Ziel des Staates ist es, dass jede Person in Deutschland Zugang zu Gesundheitsleistungen hat - deshalb muss auch jede Person in Deutschland krankenversichert sein. Du wirst nicht bestraft werden, falls du in Deutschland ohne Krankenschutz einreist - du riskierst allerdings hohe Nachzahlungen. Am besten ist es, sich möglichst schnell darum zu kümmern! 

Nun zum grundlegenden Aufbau des deutschen Gesundheitssystems: Das deutsche Gesundheitssystem besteht aus Gesetzlicher Krankenversicherung (GKV) und Privater Krankenversicherung (PKV). 

Was genau diese beiden Krankenversicherungs-Arten unterscheidet, erklären wir dir gleich nochmal genauer. Kurz auf den Punkt gebracht, kannst du dir das folgende merken: Die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) wird durch einkommensabhängige Beiträge finanziert, die Arbeitgeber und Arbeitnehmer gemeinsam zahlen, was durch den deutschen Staat geregelt wird. Währenddessen wird die private Krankenversicherung (PKV) individuell über feste Beiträge finanziert, die von deinem Alter, Gesundheitszustand und Leistungsumfang abhängen.

Grundsätzlich ist das deutsche Gesundheitssystem sehr ähnlich zu denen anderer EU-Länder. Durch verschiedene Abkommen ist es als gesetzlich versicherter EU-Bürger auch möglich, in anderen EU-Ländern behandelt zu werden - leider nur meistens mit geringen Mehrkosten! Für mehr Informationen über Arbeiten in Deutschland als EU-Bürger schau doch gerne bei den Artikeln auf unserer Webseite vorbei! 

Unterschiede zwischen der gesetzlichen und privaten deutschen Krankenversicherung

Wichtig ist es zu wissen, dass du dich einigermaßen frei zwischen den beiden Systemen entscheiden kannst - aber zwingen in einem der beiden versichert sein musst. Im Folgenden zeigen wir dir die wichtigsten Unterschiede zwischen der gesetzlichen (GKV) und privaten Krankenversicherung (PKV), damit du die richtige Entscheidung für dich treffen kannst.

Gesetzliche Krankenversicherung (GKV):

  • Sie deckt etwa 90 % der Bevölkerung Deutschlands ab. 
  • Bei deiner Einwanderung nach Deutschland wirst du (sehr wahrscheinlich) zunächst in die gesetzliche Krankenversicherung eintreten, da die Mitgliedschaft einfacher zu erhalten ist. 
  • Beitrag abhängig vom Einkommen (etwa 14,6 % des Bruttoeinkommens).
  • Familienversicherung: Ist ein Familienmitglied versichert, kannst du meistens Ehepartner und Kinder ohne zusätzliche Kosten mitversichern.
  • Zugang zu medizinischen Standardleistungen wie Arztbesuchen, Krankenhausaufenthalten und Medikamenten.
  • Du kannst frei zwischen den Anbietern der gesetzlichen Krankenkassen wechseln. 
  • Beispiele für Anbieter der gesetzlichen Krankenkasse: Techniker Krankenkasse (TK), Allgemeine Ortskrankenkasse (AOK), Barmer Ersatzkasse (Barmer), DAK-Gesundheit, IKK classic, Betriebskrankenkassen (BKK)
  • Mehr Informationen zur gesetzlichen Krankenversicherung findest du zum Beispiel auf der Webseite des Bundesgesundheitsministeriums.  

Private Krankenversicherung (PKV):

  • Eine Option für Gutverdiener, Selbstständige und Beamte. 
  • Um in die private Krankenversicherung (PKV) zu wechseln, musst du die Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) überschreiten. Das heißt, du musst mehr als 73.800 Euro brutto jährlich (6.150 Euro monatlich) verdienen - Stand 2025. Für Angestellte ist dies die Einkommensschwelle, während Selbstständige, Freiberufler und Beamte unabhängig davon in die PKV wechseln können.
  • Beiträge richten sich nach Alter, Gesundheitszustand und gewähltem Tarif.
  • Individuelle Zusatz-Leistungen: Oft mehr Komfort, wie Einzelzimmer im Krankenhaus oder spezialisierte Behandlungen.
  • Keine Familienversicherung: Jedes Familienmitglied benötigt einen eigenen Vertrag.
  • Beispiele für Anbieter: Allianz, AXA, Debeka, Signal Iduna, HUK-Coburg

Der Wechsel von der gesetzlichen zur privaten Krankenversicherung ist eine persönliche Entscheidung, die gut überlegt sein sollte. Es gibt keine Pflicht, in die private Krankenversicherung zu wechseln, selbst wenn du die Kriterien erfüllst. Welche Option besser zu dir passt, hängt von deiner individuellen Situation und deinen Bedürfnissen ab.

Wichtig: Ein Wechsel zur privaten Krankenversicherung (PKV) lohnt sich meist nur bei einem hohen Einkommen oder besonderen Bedürfnissen, da die Beiträge anders berechnet werden als in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV).

  • Bei hohem Einkommen kann die PKV günstiger sein, weil die Beiträge unabhängig vom Einkommen sind und stattdessen auf Alter, Gesundheitszustand und gewählten Tarif basieren.
  • Die PKV bietet zudem individuelle Leistungen, die über die Standards der GKV hinausgehen, wie z.B. Behandlungen bei Spezialisten, kürzere Wartezeiten oder Komfortleistungen wie ein Einzelzimmer im Krankenhaus.

Jedoch sollte man beachten, dass es in der PKV keine Familienversicherung gibt und jedes Familienmitglied einen eigenen Vertrag benötigt, was zusätzliche Kosten verursachen kann. Außerdem steigen die Beiträge im Alter häufig an. Deshalb ist ein Wechsel besonders sinnvoll, wenn du finanziell stabil bist und dir die erweiterten Leistungen langfristig wichtig sind.

Wie funktioniert das Gesundheitssystem in Deutschland

Sachleistungsprinzip: Keine Vorkasse als gesetzlich Versicherter

Ein weiteres Prinzip, das im Zusammenhang mit Krankenkassen oft angesprochen wird, ist das Sachleistungsprinzip. Kurz: Durch das Sachleistungsprinzip erhalten gesetzlich Versicherte medizinische Leistungen, ohne in Vorleistung gehen zu müssen. Das heißt Leistungserbringer - Ärzte, Apotheken, Hebammen etc. - rechnen nach deiner Behandlung direkt mit den Krankenkassen ab. Zum Beispiel: Du bist gesetzlich versichert, gehst zu deinem (gesetzlich versicherten) Hausarzt und erhältst dort eine Kassenleistung (also z.B. Beratung, Diagnose von den typischen Krankheiten, eine Überweisung zu einem Facharzt etc.). In der Arztpraxis wird nur deine Krankenkassenkarte gescannt und du verlässt das Gebäude ohne etwas zu zahlen!

Zusammengefasst bedeutet das Sachleistungsprinzip eigentlich nur: Du musst also nicht im Voraus in die eigene Tasche greifen, um eine Behandlung zu finanzieren. Ein großer Vorteil der gesetzlichen Krankenversicherung!

Wie finanziert sich das Gesundheitswesen in Deutschland?

Das deutsche Gesundheitssystem finanziert sich durch:

  • Beiträge zur Krankenversicherung: Arbeitgeber und Arbeitnehmer teilen sich die Kosten, Abrechnung erfolgt meist vom Brutto-Lohn.
  • Staatliche Finanzierung (indirekt durch Steuern): Der Staat finanziert beispielsweise Zuschüsse zur Familienversicherung oder die medizinische Versorgung von Geringverdienern.
  • Private Beiträge: Bei privat Versicherten richtet sich die Höhe nach dem Tarif.

Nun, warum so kompliziert? So bleibt das Gesundheitswesen für alle bezahlbar. Falls du tiefer ins Thema einsteigen möchtest, bietet das Bundesgesundheitsministerium umfangreiche Informationen: Das deutsche Gesundheitssystem.

Freie Arztwahl in Deutschland

Nochmal ein praktischer Hinweis für dich: In Deutschland genießt du als Patient die freie Arztwahl. Egal ob Hausarzt, Facharzt oder Klinik – du kannst selbst entscheiden, zu wem du gehst. Wichtig ist nur, dass der Arzt oder die Ärztin an die gesetzliche Krankenversicherung angeschlossen ist, wenn du GKV-versichert bist, um keine zusätzlichen Kosten zu haben. An sich kannst du aber auch als gesetzlich Versicherter zu einem privaten Arzt gehen (Freie Arztwahl!), die dort entstandenen Behandlungskosten werden von deiner gesetzlichen Krankenkasse allerdings nicht übernommen. 

Du brauchst allerdings in Deutschland keine Angst, davor zu haben, wie zum Beispiel in den USA, durch medizinische Schulden bankrott zu gehen oder keine Behandlung zu bekommen. Selbst Privatärzte sind zum medizinischen Notdienst verpflichtet, falls es zu einer solchen Situation kommt. Eine Nummer, die du dir gleich schonmal merken kannst, ist die 116117 - Diese Nummer ist der ärztliche Bereitschaftsdienst, der dich telefonisch zu jeder Uhrzeit zu jedem medizinischen und verwanden Themen beraten kann. 

Als Arbeitnehmer nochmal aufgepasst: Bei Arbeitsunfällen ist die Arztwahl nicht uneingeschränkt frei! Bei schwerwiegenden Unfällen geht es direkt ins nächste Krankenhaus - oder es gibt die Option, zu einem Durchgangsarzt zu gehen - meist Fachärzte für Orthopädie und Unfallchirurgie. Nur bei (wirklich!) leichten Arbeitsunfällen kannst du auch ohne Probleme zum Allgemeinmediziner / Hausarzt. Mehr Informationen, was du bei und nach einem Arbeitsunfall tun musst, erhältst du in unserem Artikel.

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Ein kleines Fazit: Bist du Teil des Gesundheitssystems in Deutschland - egal ob privat oder gesetzlich - wirst du sicher behandelt werden und kannst die Kosten sicher abschätzen. Wenn du neu in Deutschland bist, dann ist WorkerHero die perfekte Anlaufstelle für dich, um deinen Neuanfang in Deutschland erfolgreich zu meistern! Auf unserer Webseite findest du zahlreiche Artikel, um dir den Einstieg in den Alltag und Beruf in Deutschland zu vereinfachen: Von Schulsystem bis zum Umgang mit den deutschen Kollegen bei der Arbeit!

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